Interview mit unserem Geschäftsführer

08. Februar 2024 Luisa Kleinelanghorst – MohnMedia

Interview mit unserem Geschäftsführer

„Herr Kemmerer, erzählen Sie uns doch mal von Ihrem beruflichen Einstieg und dem ersten Kontakt mit Bertelsmann“ 
Kemmerer: Meine Ausbildung ist schon ein bisschen länger her (lacht). Ich habe eine Ausbildung als Exportkaufmann gemacht. Ich habe das deswegen gemacht, weil ich nicht sicher war, ob ich studieren wollte und dann habe ich mich erstmal für eine Ausbildung entschieden. Davor habe ich Musik gemacht und dachte ich werde der nächste Mick Jagger. Ich war auch gar nicht schlecht und konnte davon gut leben. Dann hatte ich aber die Sorge, dass die meisten den Durchbruch geschafft haben, bevor sie 22-23 Jahre alt waren… Und dachte mir „Willst du nicht was anderes machen?“. Selbst meine Eltern wurden irgendwann nervös. Also studierte ich noch BWL. Meine große Leidenschaft war ja Musik, also wollte ich danach irgendwie ins Musikmanagement und habe mich bei der damaligen BMG (Bertelsmann Music Group) beworben. 

 

„Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?“ 

Kemmerer: Habe ich nicht. Habe ich wirklich nicht. Also ich kann euch eins sagen, ich dachte früher, wenn ich morgens um 7 Uhr komme, kann ich so um 17 Uhr gehen. Das ist Quatsch, weil ich weiß nicht, wie der Tag wird. Es gibt keinen normalen Tag, es gibt nur Routinetage. Ich habe mit meiner Assistenz eine Vereinbarung getroffen, weil sie mich immer mehr als auslastet mit Terminen (schmunzelt): „Fridays for Future“, ich weiß, das hat nichts mit eurem „Fridays for Future“ zu tun, aber ich brauche den Freitag einfach, um ein paar Sachen nacharbeiten zu können. Aus zwei Gründen, einmal ein bisschen Selbstschutz. Ich habe seit Jahren faktisch kein Wochenende mehr, weil ich es gar nicht schaffe mit der Menge der Aufgaben nachzukommen. Das ist auf Dauer nicht gut und meine Söhne werden auch nicht jünger. Deswegen versuche ich am Freitag so einigermaßen die Mails und Calls zu machen, die ich in der Woche nicht geschafft habe. 

 

„Wie viele Stunden in der Woche arbeiten Sie durchschnittlich?“ 

Kemmerer: 60. Aber das macht mir überhaupt nichts aus. Ich arbeite ja gerne. Ich wollte immer Sachen erreichen und wenn es 60 Stunden dauert, mache ich 60 Stunden. Du musst dir immer überlegen, was dir wichtig ist. Mein bester Freund ist Steinmetz, der würde nie auf die Idee kommen, dauerhaft Überstunden zu machen. Das ist alles völlig okay und ist glaube ich einfach ein bisschen die Frage, wie man gepolt ist. 

Ich wollte immer weiterkommen und das, was ich mache, gut machen. Ich wollte immer die beste Version von mir sein, in dem was ich mache. Gelingt mir nicht oft ehrlich gesagt, aber ich versuche es wenigstens. Und deswegen sind mir Stunden – ich will nicht sagen egal, das stimmt nicht – aber ich weiß, es gehört dazu. 

 

„Wie schaffen Sie es, die Arbeit mit dem sozialen Umfeld unter einen Hut zu bekommen?“ 

Kemmerer: Ohne meine Frau wäre das nicht möglich und es ist auch nicht selbstverständlich. Also erstmal wäre es nicht möglich, weil sie alles organisiert. Es ist sicherlich so, dass mindestens die Hälfte des beruflichen Werdegangs auf meine Frau zurückzuführen ist. Ohne sie hätte ich nicht die gebotenen Chancen nutzen können. Und es ist nicht nur, dass sie mir den Rücken freihält, sondern sie managt neben ihrem eigenen Beruf ja auch noch unser Zuhause, denn ich bin faktisch mein ganzes Berufsleben immer viel bei unseren Kunden und Standorten. 
Meine besten Freunde, Eltern oder meine Schwester schütteln immer den Kopf. Sie können überhaupt nicht nachvollziehen, was ich mache.  
Mein Vater hätte nie gesagt „Super, dass du der Geschäftsführer von Mohn Media bist“. Das ist für meinen Vater zum Beispiel nicht so wichtig, als wenn ich ein guter Vater bin. Ihm ist nur wichtig, ob ich ein guter Vater für meine Kinder bin. Und da muss man fairerweise Abstriche machen, denn das bin ich nicht, wenn man den Aspekt der permanenten Anwesenheit als führend bewertet. Das muss man einmal mit sich selbst und mit seinen Kindern klären. 

 

„Zurück zu Ihrer Arbeit als CEO. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?“ 

Kemmerer:  
Kooperativ. Delegativ. Authentisch. 

Kooperativ: also die Zusammenarbeit mit meinen Führungskräften ist geprägt von der gegenseitigen Abstimmung zu konkreten Zielen. Oder anders gesagt: Ich versuche die Leute so zu führen, dass die Zusammenarbeit nicht von Entscheidungsbefugnis geprägt ist.  

Am Ende des Tages bin ich mir sehr bewusst, dass ich der Vorgesetzte bin. Das zeigt sich aber im Wesentlichen bei der finalen Festlegung der strategischen Ziele, da bin ich recht konsequent. Bei dem gemeinsamen Weg zur Erreichung der Ziele ist es eine permanente, gegenseitige Abstimmung auf Augenhöhe. 

Das zweite Prinzip ist die Delegation. Ich gebe viel Verantwortung ab, also lasse quasi „eine lange Leine“. Das sorgt dafür, dass Entscheidungen sehr direkt und kurzfristig getroffen werden können und im Idealfall somit auch zu Wettbewerbsvorteilen führen. 

Authentizität komplettiert dann diesen Dreiklang.  

Authentisch und somit berechenbar für mein Team zu sein, war mir immer wichtig, Berechenbar auch in Bezug auf meine Schwächen. Denn man zeichnet sich ja als Führungskraft nicht dadurch aus, dass man glaubt ausschließlich Stärken zu besitzen. Neben diesen 3 Fixsternen achte ich bei meinem Team auf Diversität. Eigentlich verwende ich das Wort nicht (mehr) so gerne, weil es zu einem Trend geworden ist. Was mir aber schon immer wichtig war, war Diversität in Bezug auf sich ergänzende Fähigkeiten und Stärken. Ich glaube, dass heterogene Teams – in welcher Dimension auch immer – einen klaren Wettbewerbsvorteil besitzen. Die Gemeinsame Stärke des Teams ist einfach größer wenn unterschiedliche Fähigkeiten, Sichtweisen und Erfahrungen eingebracht werden können.  

Schon von Anfang an suchte ich mir Führungskräfte, die nicht so sind wie ich. Ich weiß, was ich kann und ich weiß, was ich nicht kann. Viele Geschäftsführer suchen sich Mitarbeiter die ihnen ähnlich sind, aber ich suche mir Teammitglieder aus,  die alle verschiedene Dinge mit an den Tisch bringen können. 

 

„Gibt es etwas, was Sie den jetzigen Auszubildenden von Mohn Media mitgeben wollen?“  

Kemmerer:  

60 Stunden pro Woche arbeiten (lacht).  

Nein, wichtig ist sich nicht in Formen pressen zu lassen. Jeder hat andere Ziele, Ihr müsste also herausfinden was „euer“ Weg sein kann.  

Der Beruf ist ein elementarer Teil des Lebens, der euch Spaß und Erfüllung geben sollte. Es gibt kein „One-Size fits all“. Ihr müsst den Job, den ihr macht, ein Stück weit lieben. Deshalb solltet ihr euch fragen, was euch wichtig ist. Das gilt für alle Lebensphasen. Es geht nicht nur geradeaus, sondern es ist auch okay mit 35 noch was anderes zu machen. 
Es klingt morbide, aber ihr habt nur ein Leben, deswegen darf zum Beispiel das Gehalt nie die Motivation sein. 
Trennt nicht was ihr euch persönlich wünscht von euren beruflichen Zielen. 

 

Wir bedanken uns bei Herrn Kemmerer für die Möglichkeit zu diesem aufschlussreichen Gespräch. Es hat uns viel Spaß gemacht, einen Einblick in die (Arbeits-)Welt unseres Geschäftsführers zu erlangen und wir hoffen, dass es euch beim Lesen dieses Artikels auch so ging. Bis dann! 

Luisa Kleinelanghorst
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