Die SPIEGEL-Produktion – Nachts in der Druckerei

30. Januar 2019 Julia – MohnMedia

DER SPIEGEL  – wer kennt ihn nicht?
In Zusammenarbeit mit einer weiteren Druckerei produzieren wir rund 850.000 Exemplare pro Woche, immer donnerstagnachts; damit die aktuelle Ausgabe samstags frisch in Kiosks, Märkten und Briefkästen liegt. Und damit das klappt, müssen hier viele Abteilungen perfekt zusammenarbeiten – denn von der Druckfreigabe bis zur Plattenbelichtung vergehen hier bloß rekordverdächtige fünf Minuten! Zum Vergleich: Häufig beträgt dieser Zeitraum bei unseren Druckaufträgen mehrere Stunden.
 
Es muss also schnell gehen. Aber auch immer geordnet und mit hohen Qualitätsstandards. Ganz schön hohe Anforderungen… Doch dafür ist hier gut vorgesorgt: Viele Back-up-Systeme und -Pläne sorgen für hohe Sicherheit, sodass auch noch alles läuft, falls zum Beispiel ein gelber Bagger die Leitungen durchtrennt oder eine Druckmaschine ausfällt. Zudem beschäftigen sich in der Vorstufe hoch qualifizierte Mitarbeiter mit den komplexen Programmen und speziell für den SPIEGEL entwickelten Algorithmen, welche den Ablauf noch weiter verbessern, beschleunigen und noch sicherer machen. Auch die Medientechnologen für Druck und Weiterverarbeitung offenbaren in den nachfolgenden Schritten ihre besten Leistungen und sorgen so für ein überragendes Ergebnis. Denn nichts anderes wird von einem Produkt erwartet, welches bisher immer erschienen ist. Diese erwartete Perfektion, Präzision und Schnelligkeit wird hier von vielen Schultern getragen.
 
Was genau hab nun ich damit zu tun?
Ich durfte eines Nachts genau diesen Prozess mit ansehen und jeden der Schritte von der Datenanlieferung bis hin zur Verladung der Druckbogen für die Weiterverarbeitung verfolgen. Ganze vier Wochen war ich nämlich Teil des Datenanlieferungs-Teams und durfte die Arbeit dort kennenlernen. Die SPIEGEL-Schicht war dann der krönende Abschluss meiner Zeit dort.

 

Etwas ungewohnt war es schon, erst um 18 Uhr zur Arbeit zu fahren… In vielen Büros war es bereits düster und von meinem Team waren auch nur zwei Personen vor Ort um die Stellung zu halten. Bis 20:30 Uhr arbeitete ich erstmal noch an anderen Aufträgen und Aufgaben. Dann kamen die ersten Daten für den Umschlag des SPIEGELs und es wurde spannend: Ich konnte mit ansehen, wie die Druck-PDFs fast vollautomatisch verschiedene Programme durchliefen. Häufig kommen nochmal neuere Versionen, wenn doch noch ein Fehler entdeckt wurde, und selten kommen sogar komplett neue Umschläge, wenn zum Beispiel bedeutende politische Ereignisse geschehen sind.
Nach einiger Zeit kam dann auch das OK vom Kunden für den Druck des Umschlags; in Form einer weiteren Datei, welche die richtigen Versionen der Seiten auflistete, die verwendet werden sollten. Schließlich landeten die finalen Seiten genau da auf der Druckplatte, wo sie auch hingehörten. Fast schon magisch. Dann kam erstmal einige Zeit nichts mehr, denn der Inhalt des Heftes hat schließlich viele Seiten und wird von der Redaktion mit großer Sorgfalt verfasst und kontrolliert, bevor er zu uns geschickt wird. Als die Inhaltsseiten schließlich redaktionell vollendet waren, verlief es wie mit dem Umschlag: Die Daten kommen, durchlaufen verschiedene Prozesse und bekommen ihren bereits in den Vortagen zugewiesenen Platz auf der Druckplatte. Das alles unter mindestens zwei aufmerksamen Augenpaaren – denn auch Technik kann versagen oder Fehler machen und dann heißt es schnell handeln und manuell die Seiten zuordnen.


Was nun?
Nach der letzten Druckfreigabe um 0:35 Uhr übermittelten wir zuerst das letzte Go an die Plattenbelichtung und gaben gleichzeitig sogenannte Proofs aus, welche farbverbindliche Muster darstellen und den Medientechnologen für den Druck als Vorlage dienen. Die landeten in schicken, grauen Auftragstaschen und wurden zusammen mit einer Druckbogenaufstellung zu den bereits belichteten Platten gelegt. Für mein Team war dann soweit alles erledigt, doch zusammen mit dem Objekt-Sachbearbeiter des SPIEGELs (also dem Kundenmanager) verfolgte ich den Prozess noch etwas weiter: Die Platten für den Inhalt wurden zu drei verschiedenen Druckmaschinen gebracht. Zu der Zeit war der Druck des Umschlags bereits in vollem Gange. Die Medientechnologen für den Druck konnten diese nun in die Maschinen einspannen und anhand der Proofs die Farbe passend stellen. Das Ganze ging sehr schnell, sodass innerhalb weniger Minuten alle Maschinen auf Höchstleistung 50.000 Bogen pro Stunde produzierten. Es ging noch weiter: Die ganze Nacht mussten jetzt die fertigen, gefalzten Druckbogen mit LKW zu ProBind in Marienfeld zur Weiterverarbeitung geshuttlet werden. Dort erwartete das Heft den aufwendigsten und langwierigsten Schritt vor dem Versand: die Sammelheftung.
 
Super müde, aber erfüllt von neuen Erkenntnissen, fuhr ich dann um 2:30 Uhr nach Hause und gönnte mir eine gute Mütze Schlaf, bevor es für mich am Freitagnachmittag (statt um gewohnte 7:00 Uhr) auf der Arbeit weiterging.

Julia

Mediengestalterin

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